11.10.2004 Freie Presse, S. Häfner
Nachrichten
seit 1990

Winterdienst steht vor schwieriger Situation
Sparkurs macht sich auch bei Schneeberäumung bemerkbar
Kommunen sollen innerörtliche Kreisstraßen selbst räumen

Unpassierbare Straßen, Rutschpartien mit ungewissem Ausgang - der Albtraum eines jeden Autofahrers kann im Winter zur bitteren Realität werden. Das Streichkonzert des Landkreises macht sich nach der Schülerbeförderung nun auch im Winterdienst bemerkbar.

"Die innerörtlichen Kreisstraßen sollen nach Plänen des Landratsamtes künftig von den Kommunen geräumt werden. Doch Zschopau hat dafür weder genügend Personal noch Technik", sagte Bauamtsleiter Klaus Schaarschmidt zur Gornauer Gemeinderatssitzung. Zschopau habe bei einer Besprechung im Landratsamt als einzige Kommune gegen diese Pläne protestiert. Als besonders kritisch betrachtet er die Situation auf der Alten Marienberger Straße - der Zufahrt zum Klinikum Mittleres Erzgebirge. "Wir sind nicht in der Lage, diese Straße 24 Stunden frei zu halten", sagte Schaarschmidt. "Wenn die Straße, an der sich auch eine Grundschule befindet, nicht geräumt wird und es zu glatt ist, stehen die Busse still. Dann ist Finale. Diesen wichtigen Rettungsweg zum Krankenhaus nicht freizuhalten, ist indiskutabel", schimpft Gerth Zückmantel, Leiter der Niederlassung Zschopau der Autobus GmbH Sachsen, im Gespräch mit der Freien Presse. Die Alte Marienberger Straße dient zudem der Zufahrt zum Pflegeheim. Auch die Rudolf-Breitscheid-Straße, die Krumhermersdorfer Straße sowie die gesamte Ortsdurchfahrt Krumhermersdorf - insgesamt elf Kilometer - muss der Zschopauer Bauhof im nächsten Winter übernehmen. ...

Anmerkung vom 9. November:
Einen Monat später ist das Chaos perfekt!
Im vergangenen Winter hatte die Straßenmeisterei Gornau im Auftrag des Landratsamtes die innerörtlichen Kreisstraßen geräumt. Laut sächsischem Straßengesetz ist das jedoch Aufgabe der Kommunen. "Kommt es zu einem Unfall, muss die Gemeinde Schadensersatz leisten. Zuvor wird allerdings geprüft, ob die Kommune aufgrund ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in der Lage war, die Straße zu räumen und ob sie richtige Prämissen gesetzt hat", erklärt Dietmar Tiltack, Verkehrsamtsleiter im Landratsamt, auf Nachfrage. Es gebe kein Anrecht auf einen Winterdienst: "Jeder Bürger ist selbst dafür verantwortlich, wie er zur Arbeit kommt." ...


Anmerkung: Irgendwie fragt man sich doch, wofür man jedes Jahr mehr und neue Steuern und Abgaben bezahlt. Dass es im Winter im Erzgebirge schneit, dürfte ja wohl den Verantwortlichen bekannt sein. Und ebenso, wieviel Kosten das Räumen so im Durchschnitt kostet. Gewiss kann man Verständnis von den Leuten erwarten, wenn es unverhältnismäßig schneit - aber gleich von vorhherein auf einen Ausfall dieser Leistung zu orientieren, das kann wohl nicht die Lösung sein.

Kein Geld? Für andere Prestige-Objekte in Kreis und Stadt ist doch auch welches da - etwa für einen Radweg von Lauta nach Marienberg neben der B174; obwohl es 200 m weiter östlich die prima befahrbare (und wenig befahrene) Verbindung Am Abrahamschacht gibt.