Freie Presse 11. August 2005 (hfn)
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Grünschnitt und Getreide in der Biogas-Anlage

Mehr als 12.000 Tonnen Grünschnitt werden in diesem Jahr im Mittleren Erzgebirgskreis anfallen - das sind rund 120 Kilogramm pro Einwohner. Eine Erhöhung der Müllgebühren wird auch deswegen nicht mehr ausgeschlossen (Freie Presse berichtete am Freitag). »Warum werden nicht die Biogasanlagen in Krumhermersdorf und Hilmersdorf genutzt, um das Gras zu entsorgenŽ, fragt Erhardt Richter aus Krumhermersdorf die Heimatzeitung.

»Wir haben es in Krumhermersdorf bereits versucht, privaten Grünschnitt zu nutzen, es aber wieder aufgegeben. Es funktioniert einfach nicht. Unter dem abgegebenen Gras befinden sich auch Aste, alte Blumenstöcke, Erdbeerpflanzen und HausmüllŽ, erinnert sich Jens Beyer, Geschäftsführer der Agrarprodukte Krumhermersdorf GmbH. Dieser Müll verstopfe die Biogasanlage. »Wir haben nicht die Zeit, die Sachen zu sortieren. Trotzdem ist der private Grünschnitt in der Tat ein riesiges ungenutztes PotenzialŽ, erklärt Beyer. Rasenmäherschnitt - kurz gehäckseltes Gras - sei für die Anlage optimal.

Die Agrarprodukte GmbH erhält jedoch Grünschnitt von zwei Hausmeisterfirmen. »Das funktioniert sehr gut, da wir von ihnen reines Gras bekommenŽ, erläutert Jens Beyer. Zudem wird die Biogasanlage auch mit firmeneigenem Grün gefüttert. »Die Anlage kann jedoch nicht nur Grünschnitt verarbeiten, es muss eine ausgewogene Mischung seinŽ, berichtet der Experte. Beispielsweise wird dem Kraftwerk Mais-Silage zugeführt.

Für die derzeit entstehende Biogasanlage in Hilmersdorf, die zweite im Mittleren Erzgebirgskreis, kommt Grünschnitt jedoch nicht in Frage, teilt Jens Beyer mit. Die Anlage, die etwa die dreifache Leistung des Kraftwerks in Krumhermersdorf erbringen wird, sei anders konzipiert. Neben Getreide und Silage, die in einer bestimmten Qualität zur Verfügung stehen muss, wird der Maschine auch Rindergülle zugeführt: Aus dieser Mischung entsteht ein methanhaltiges Gasgemisch. Bis zu 11.000 Kilowattstunden können mit der neuen Anlage in das Stromnetz eingespeist werden. (hfn)


Kommentar von Hermann Doerffel
In vielen Teilen der Welt wird gehungert. Aber im Erzgebirge macht man aus Getreide Bio-Gas. Vielleicht war es kein hochwertiges Getreide. Vielleicht hat es der dortigen Agrargenossenschaft kein Händler oder Müller abgenommen. Doch das ist den Hungernden der Welt nicht zu vermitteln.