Freie Presse 26. Januar 2007 - Sven Frommhold
Nachrichten
seit 1990

Stehen hinter dem Campingplatzprojekt: Cisca und Alfons
Cedee, Geschäftsführer der ACM Tourismus GmbH.
Argumente gegen die Angst
Planer stellen Krumhermersdorfern Campingplatzprojekt vor - Noch viele Bedenken

Der Campingplatz Zschopau im Ortsteil Krumhermersdorf soll sich östlich der Wasserstraße auf etwa 15 Hektar zwischen dem Stadion und der Zscho-pauer Straße ausbreiten. Die ACM Tourismus GmbH will zunächst rund eine Million Euro in das Projekt stecken - das Geld kommt vorrangig von Investoren aus den Niederlanden. Entstehen sollen rund 300 Stellplätze für Zelte und Caravans und ab 2008 auch mindestens 60 Ferienhäuser. Für deren Errichtung wird mit einem weiteren Aufwand von fünf bis sechs Millionen Euro gerechnet. Zehn feste Arbeitsplätze sollen allein auf dem ganzjährig geöffneten Campingplatz geschaffen werden, dazu kämen Saisonkräfte für die Hauptreisezeit im Sommer. Schon jetzt arbeiten bei ACM sieben Mitarbeiter. Hauptzielgruppe des Betreibers sind Familien aus den Niederlanden - das Gelände soll nicht nur sparsam bebaut, sondern auch zusätzlich bepflanzt werden.

Die Planer des neuen Campingplatzes im Zschopauer Ortsteil Krumhermersdorf müssen noch einige Bedenken von Einwohnern zerstreuen. Das wurde am Donnerstagabend bei einer Bürgerversammlung mit etwa 70 Besuchern deutlich, bei der das Projekt der ACM Tourismus GmbH Zschopau vorgestellt wurde. Kritische Stimmen gab es unter anderem wegen der geplanten Veranstaltungsbühne - eine Anwohnerin befürchtet Lärmbelästigung. Auch Jäger haben Angst vor Einschnitten, zudem gibt es Zweifel daran, ob die erhoffte Auslastung des Platzes tatsächlich zu erreichen ist.

Der evangelische Pfarrer Johannes Röscher sieht ein weiteres Problem: Obwohl die Firma die benötigten Flächen noch gar nicht erworben habe, werde der Campingplatz schon vermarktet und auf die dort entstehenden Arbeitsplätze verwiesen, sagte er. Damit setze das Unternehmen die Eigentümer der Grundstücke unter Druck. »Das ist an der Grenze zum Unseriösen«, so Roscher.

ACM-Geschäftsführer Alfons Cedee versuchte, die Krumhermersdorfer von seinem Vorhaben zu überzeugen. »Ich habe lieber Kunden ohne Campingplatz als einen Campingplatz ohne Kunden«, verteidigte er die bereits angelaufene Werbung für die diesjährige Saison. Sollte es doch noch nichts mit der Eröffnung des ersten Abschnitts werden, könne man den Interessenten absagen - eine Investition ohne Einnahmen sei dagegen deutlich kritischer. Zudem verwies er darauf, dass es sich um einen ruhigen Naturcampingplatz für Familien handeln werde, auf dem es bis auf die Dächer der geplanten Ferienhäuser auch kaum versiegelte Flächen geben soll. Ängste vor dem Eingriff in die Landschaft könne er zwar verstehen, eine Naturzerstörung sei aber nicht im Interesse der Campingplatzplaner. »Der größte Eingriff wird der Ausbau der Wasserstraße als Zufahrt sein, und auch diesen würden wir gern vermeiden«, sagte der Niederländer, der bei der Urlauberwerbung vor allem auf seine reiselustigen Landsleute setzt. Die eigentlich bevorzugte Lösung scheitere aber daran, dass man das dafür benötigte Grundstück nicht bekomme. Bedenken sollten die Kritiker allerdings auch: Mit einem Campingplatz in einem Industriegebiet ließen sich keine Urlauber anlocken.

Zschopaus Oberbürgermeister Klaus Baumann (CDU) bezog auf der Bürgerversammlung eindeutig Stellung. »Mein Wunsch ist, dass der Campingplatz kommt«, sagte er. Nicht nur die in der Urlauberanlage entstehenden Arbeitsplätze seien ein wichtiges Argument. »Die Gäste gehen hier einkaufen, essen und machen Ausflüge - davon haben wir alle etwas«, betonte Baumann, der dafür Applaus erntete. Architekt Ulrich Haugke, selbst Krumhermersdorfer, verwies auf das laufende Genehmigungsverfahren: »Dabei wird zum Beispiel auch der Schallschutz geprüft«, sagte er.

Am Montag will der Ortschaftsrat über das Projekt beraten.



Freie Presse 31. Januar 2007 - Sven Frommhold

Campingplatz-Projekt spaltet Krumhermersdorf
Ortsvorsteher verurteilt Drohanrufe bei Grundstücksbesitzern - Planer beruhigen: Bürger an Genehmigungsverfahren beteiligt

Traurig und kriminell
Drohungen nicht akzeptabel

Von Sven Frommhold

Man kann zu dem Campingplatz-Projekt in Kramhermersdorf stehen wie man will - eine Legitimation für Drohanrufe hat niemand. Denn eine solche Aktion geht nicht nur tief unter die Gürtellinie, um mit Ortsvorsteher Jörg Tausch zu sprechen, sie stellt schlicht und einfach eine Straftat dar. Traurig, dass es Leute zu geben scheint, die sich zu so etwas hinreißen lassen.

In der Auseinandersetzung um das Vorhaben wird eine prinzipielle Frage für die Zukunft beantwortet. Wollen die Krumher-mersdorfer einfach nur ihre Ruhe haben und unbehelligt von anderen in der vertrauten Umgebung wohnen, oder soll sich der Zscho-pauer Ortsteil weiterentwickeln und dabei verändern? Verständlich, dass in einem solchen Pro-zess die Wogen hoch schlagen. Fällt die Entscheidung für den Platz, dann könnten damit dauerhafte neue Arbeitsplätze und zusätzliche Einnahmen für Gastronomie und Einzelhandel der Region verbunden sein. Zudem wäre das ein positives Signal für die weitere Entwicklung des Tourismus. Scheitert das Vorhaben wegen der durchaus bestehenden Risiken, die nun einmal jedes derartige Projekt mit sich bringt, dann ist diese Option gelöscht. Und zwar für lange Zeit. Doch egal wie es endet: Zu einem demokratischen Gemeinwesen gehört es, eine Entscheidung zu akzeptieren, hinter der die Mehrheit steht. Auch wenn sie einem selbst nicht passt.

Der geplante Campingplatz in Krumhermersdorf spaltet die Einwohnerschaft in dem Zschopauer Ortsteil. Zu dieser Einschätzung kam am Montagabend Ortschaftsrat Frieder Uhlmann (CDU) bei der Sitzung des Gremiums. Ortsvorsteher Jörg Tausch (CDU) berichtete sogar von Schlimmerem: „Verkaufswillige Grundstücksbesitzer erhalten anonyme Anrufe und werden bedroht." Aber auch andere, die keine Flächen für das Vorhaben veräußern wollen, sähen sich Anfeindungen ausgesetzt. „Das geht unter die Gürtellinie und ist unerträglich", schimpfte Tausch. Der 15-Hektar-Platz der Zschopauer ACM Tourismus GmbH soll zum überwiegenden Teil östlich der Wasserstraße zwischen Stadion und Zschopauer Straße angelegt und mit einer kleineren, provisorischen Lösung schon in diesem Sommer eröffnet werden. Zwar gab der Ortschaftsrat am Montag sein Einverständnis zur Fortsetzung des Planverfahrens - einmütig fiel diese Meinungsbekundung aber nicht aus. Von neun Mitgliedern waren sechs anwesend, vier sagten Ja, eine Ortschaftsrätin enthielt sich der Stimme und Frieder Uhlmann votierte dagegen. „Sie haben mich noch nicht überzeugt", wandte er sich an ACM-Geschäftführer Alfons Cedee. Viele Anwohner befürchteten negative Einflüsse, sagte Uhlmann. Kämen nicht genügend Familien auf den Platz, wären die Betreiber trotz gegenteiliger Pläne auch gezwungen, anderes Publikum - sprich: jüngeres und lauteres - anzuwerben.

Der Niederländer Cedee, der vor allem seine reiselustigen Landsleute ins Erzgebirge locken will und schon jetzt zahlreiche Buchungen für 2007 vorliegen hat, hielt dagegen: „Die Jugendlichen werden nicht kommen", ist er sich sicher. Krumhermersdorf sei attraktiv für Familien und Naturliebhaber, nicht für Party-Touristen. Zugleich unterstrich er, dass von ihm und seinen Mitarbeitern kein Druck auf die Eigentümer benötigter Flächen ausgehe. Sein Architekt Ulrich Haugke, selbst Krumhermersdorfer, sprang ihm bei: „Jeder kann Ja oder Nein sagen. Wir akzeptieren das und werden versuchen, alle Interessen zu berücksichtigen", sagte er. Wichtig sei aber, dass jeder sachlich bleibe.

Cedee sieht die Grundstücksverhandlungen in den meisten Fällen auf einem guten Weg. Die grundsätzliche Bereitschaft zum Verkauf sei vorhanden, der Rest eine Frage des Preises, erklärte der 49-Jährige auf Nachfrage. Dass vor allem Jäger das Projekt wegen befürchteter Eingriffe in Rückzugsgebiete des Wildes ablehnen, könnte ihm allerdings noch auf die Füße fallen. Denn Cedee machte erneut deutlich, kein Verständnis für die Jagd zu haben. „Für die Tiere würde ich dagegen alles tun", sagte er zum Ärger der anwesenden Jäger, die sich auch als Naturschützer sehen.

Thomas Berger vom Zschopauer Bauamt versuchte am Montag, Ängste zu zerstreuen. Das Plan- und Genehmigungsverfahren für den gesamten Platz befinde sich noch am Anfang und dauere mindestens ein Jahr, betonte er. Auch die Bürger würden daran beteiligt und könnten Stellungnahmen abgeben.

An einer nicht repräsentativen Umfrage zu dem Campingplatz auf einer Krumhermersdorfer Internetseite beteiligten sich unterdessen bis gestern Abend 57 Nutzer. Genau zwei Drittel von ihnen stimmten dafür, das Projekt zu verwirklichen.