Die "Hermsdorfer Post"
Erinnerungen an ein Original

Richard Schaarschmidt wurde am 10. November 1862 in Krumhermersdorf geboren und verlor sehr frühzeitig seine Eltern. Erzogen wurde er im Friedrich-August-Stift in Börnichen. Nach dem Verlassen desselben, arbeitete er in der Landwirtschaft und war ein tüchtiger und ordentlicher Arbeiter.

Aber ihm behagte das Gebundensein nicht, und er suchte nach einer Tätigkeit, bei der er frei war. Deshalb wandte er sich dem Botendienst nach und von Zschopau zu.

Nun war er in seinem Element, frei und ungebunden konnte er diesen Dienst verrichten, jeden Tag bei jedem Wetter ging er nach Zschopau und zurück, transportierte mit seinem "Wägel" Gepäckstücke zum und vom Bahnhof nach Krumhermersdorf, beförderte Briefe und erledigte sonstige Aufträge für die Einwohner von Krumhermersdorf in Zschopau, die von ihm auf Grund seiner Ehrlich- und Gewissenhaftigkeit sorgfältig ausgeführt wurden.

Ein festes Einkommen besaß er nicht, er lebte von dem, was er für die Erledigung der Aufträge erhielt. Trotzdem zeigte er sich immer glücklich und zufrieden.

Besonders freute er sich, wenn er die geliebte Zigarre rauchen und eine Tasse Kaffee in der Gaststätte "Börse" oder im "Lämpel" trinken konnte. Nie hielt er sich lange in einer Gaststätte auf, sondern setzte nach kurzer Zeit seinen Weg pflicht-bewußt in Richtung Krumhermersdorf fort.

Er fand sich mit allen Situationen, die ihm sein Leben bescherte, humorvoll ab und nahm alles von der besten Seite.

Sein besonderer Stolz war eine alte Militärmütze, ohne die er nie anzutreffen war und die zu seinem Wahrzeichen wurde.

Oft hatte er schwer zu ziehen, da verkürzte er sich den Weg mit einem Lied auf den Lippen, welches ihm die Arbeit leichter machte. So erledigte er viele Jahre die Arbeit eines Botengängers, die damals noch eine allgemein übliche Sache war.

Vom alten Schaarschmidt gab es eine von Seidel-Naumann aufgenommene Photographie, leider war es nicht möglich, noch ein Original aufzufinden. Es existiert nur noch eine nach ihr gefertigte Zeichnung in den "Heimatklängen". Bis gegen 1950 schmückte seine Figur einen Wegweiser nach Krumhermersdorf, der an der Ecke Schulstraße - Rudolf-Breitscheid-Straße stand.