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Dr. Hans Brenner
Niemand darf sich unterstehen ...
Was nicht in der Krumhermersdorfer Chronik steht (1)


Freie Presse Lokalseite Zschopau 19.01.1991

Im Schreibkabinett seines Dresdener Residenzschlosses gab der sächsische Kurfürst Friedrich August an diesem kühlen Januarmorgen die ihm vom Schreiber Segnitz überreichte Feder zurück. Mit dem von ihm unterzeichneten umfangreichen Schriftstück hoffte er, ein für allemal die Wiederholung dessen zu verhindern, was seine kurfürstliche Herrschaft im Spätsommer des Vorjahres fast ins Wanken gebracht hätte.

Untertanen erdreisteten sich

Zu toll doch auch, was sich ein Teil seiner Untertanen, Bauern und Häusler im Meißnischen und um Lommatzsch, im Eilenburgischen, im Gebirgischen Kreise auch, in den Ämtern Lichtenwalde, Augustusburg, Wolkenstein und anderwärts erdreistet hatten.

Aufruhr war das gewesen! In einer der Schmähschriften, die da verbotenerweise im Lande verbreitet worden waren, hieß es: "Erstens verlangen wir, daß alle und jede Person, die bishero Sachsenland unglücklich gemacht, gänzlich Ihrer Würden und Ämter entsetzt ..." Nun, dieses Subjekt, den Seiler Geißler, hatte man ja in Liebschaft dingfest machen und auf 15 Jahre in die Festung Torgau schicken können.

Aber es schien doch geboten, den aufsässigen Untertanen mit diesem "Mandat wider Tumult und Aufruhr" zu zeigen, was mit landesväterllcher Sorgfalt hinfort gegen die Störer der öffentlichen Ruhe und Ordnung und gegen höchststrafbare aufrührerische Verbindungen geschehen würde.

Bauernvolk griff ein

Wie hatte Ihm doch der Augustusburger Amtmann Gottschalk am 2. September 1790 geschrieben: "... In dem adeligen Metzschischen Dorfe Krumhermersdorf haben sich die Einwohner ermächtiget, mit Schießgewehren das Wildpret von Ihren Fluren eigenmächtiger Weise abzutreiben ... Der Gerichtsherr, der von Metzsch, hat zwar die Gelegenheit in Acht zu nehmen gewußt und Ihnen das Gewehr abnehmen lassen, allein durch heftiges Eindringen auf seine Person und gebrauchter Drohungen hat er sich genötigt gesehen, Ihnen solches wieder auszuhändigen...."

Das fehlte noch, daß das Bauernvolk in die Jagdrechte des Adels eingriff! - Was hatte der Amtmann noch geschrieben: "Da sich gegenwärtig im hiesigen Amte gar keine Truppen mehr befinden und ich solche erst von Chemnitz, welches von Krumhermersdorf 5 Stunden weit entfernt ist, requirieren mußte, so unterfange ich mich, dahin unterthänigst anzutragen, daß besonders Zschopau, welches nahe bey Krumhermersdorf liegt, wieder mit Miliz versehen werden möchte, zumal da überdieß wider den dasigen Rath, wenn auch schon nicht von der ganzen Bürgschaft, doch von einem Theil derselben von jeher vieles Mißvergnügen geäußert worden ist."

Maßregeln waren Antwort

Nun, das eben unterzeichnete Mandat, das nach seinem kurfürstlichen Willen in allen Gerichtsämtern und von den Kanzeln zu verlesen war, werde schon dazu beitragen, daß seine Untertanen der Obrigkeit die gebührende Schuldigkeit entgegenbrächten, vermeinte der sächsische Kurfürst.

Mit den in 30 Punkten zusammengefaßten Maßregeln war das Mandat die kurfürstliche Antwort auf den sächsischen Bauernaufstand von 1790.


  1. Doerffel 1988 (Ein spitzer Nadelstich gegen die ungeliebte Konkurrenz)