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Christine und Hermann Doerffel
Zwietracht um die Grube Heilige Dreifaltigkeit


C+H Doerffel, Freie Presse Zschopau vom 04.07.1991

Das bedeutendste Bergwerk der Umgebung, die "Heilige Dreifaltigkeit" auf dem Gebiet Krumhermersdorf soll wieder zum Leben erwachen! Die Arbeitsgemeinschaft Altbergbau in Zschopau hat dazu schon eine Menge Initiativen entwickelt - und Anstoß erregt.

Die Förderung lohnte schon lange nicht mehr, aber es gibt in diesem Bergwerk ein Mineral, das einmalig in Europa ist: Große gelbliche Kristalle, genannt Pyromorphit, die selbst im Ausland begehrt sind.

Offiziell waren es die seit Jahrzehnten eingestürzten Anlagen im Gansbachtal, die Bergsicherung Schneeberg 1988 dazu bewogen, an der "Heiligen Dreifaltigkeit" Sicherungsarbeiten aufzunehmen. Ein Schacht in der Nähe des Wurzelweges zwischen Zschopau und Krumhermersdorf wurde geöffnet und neu befestigt, und man stellte sich auf jahrelange Arbeit ein, als man sah, was unten vor Ort los war. In dieser Zeit fanden sich Interessenten aus Zschopau zusammen, die gern mehr dazu gewußt hätten. Noch im Herbst, hieß es von der Bergsicherung, sind wir soweit, daß ihr mit einfahren und eine Bilddokumentation zum Bergwerk anlegen könnt.

Mit der Wende endeten zunächst alle derartigen Pläne. Plötzlich war Geld eine entscheidende Größe geworden, und daran fehlte es nicht nur den Zschopauer Enthusiasten, sondern auch der Bergsicherung Schneeberg. Seit anderthalb Jahren liegt inzwischen deren Baustelle still und wächst langsam zu. Dr. Eckart Thieme, der Initiator der Zschopauer Gruppe begnügte sich mit solchen Aussichten nicht. Anträge an die Behörden wurden gestellt, dieses Bergwerk in eigener Regie und mit Hilfe von Fachleuten zumindest teilweise wieder begehbar zu machen. Das war Mitte 1990. Zuständigkeiten wechselten inzwischen mehrfach. Die Anträge gerieten auf die lange Bank, die Initiative der Gruppe drohte an der Bürokratie zu scheitern. Also ergriffen sie ungefragt Eigeninitiative, beräumten den eingestürzten Stolleneingang im Gansbachtal vom Müll, den Umweltsünder bis in die jüngste Zeit dort abluden, befestigten das entstandene Loch und verschlossen es mit einer stabilen Gittertür (die vom Aussterben bedrohten Fledermäuse brauchten Nistplätze).

Die Reaktion "von oben" erfolgte postwendend: Die Bergsicherung Schneeberg wurde bestellt mit dem Auftrag, das Loch im Gansbachtal dauerhaft zu verschließen. Die Gittertür wurde entfernt, der Eingang mit Beton vergossen. Die Mitglieder der Zschopauer Interessengruppe fragen sich nun, ob damit das Bergwerk für immer aus dem Gesichtskreis der Öffentlichkeit verschwindet. Meinungen der Beteiligten dazu:

Günther Schreiber von der Bergsicherung Schneeberg: "Wir sind nur Ausführende von Aufträgen des Bergamtes Chemnitz, deshalb können wir keine Aussagen dazu treffen."

Bergamtsmitarbelter Schönherr aus Chemnitz. "Dort in Krumhermersdorf wird schon einige Zeit saniert. Eigentlich sollte ein Pyromorphitabbau erschlossen werden, doch mit der Wende war damit Schluß. Wegen der gehäuften Befahrung der Gruben durch Unbekannte wurden sie verschlossen." Jörg Tausch, Bürgermeister von Krumhermersdorf: "Ich habe die Bergsicherung eingeladen. Die sagten, daß das Loch verschlossen werden muß. Wenn dort ausgebaut oder nachgenutzt werden soll, würden sie es machen und nicht irgendeine Interessengruppe."

Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Zschopau: "Mit dem Krumhermersdorfer Bürgermeister war doch offenbar zu reden - jedenfalls hatten wir den Eindruck (1). Natürlich muß man ihn verstehen, er ist ja für die Sicherheit auf dem Gemeindeterritorium zuständig. Doch die war mit der Gittertür gegeben, und die Betonaktion wäre in dieser Form nicht nötig gewesen. Dr. Hans Gründler: "Wir haben beschlossen, unsere Arbeitsgemeinschaft in einen eingetragenen Verein umzuwandeln. Als solcher haben wir einen ganz anderen rechtlichen Stand gegenüber den Behörden, mit denen wir dann erneut verhandeln wollen."


Die Grube "Heilige Dreifaltigkeit" hat eine lange Geschichte.

Große Bedeutung allerdings hatte der Bergbau in Zschopau nicht. Zwischen 1377 und 1407 begann der Abbau von Silber in der Gegend um Zschopau, das genaue Datum ist nicht feststellbar. Das Bergwerk auf dem Krumhermersdorfer Gelände wird erstmals 1478 erwähnt. 1555/56 taucht es in den Urkunden erstmals unter dem Namen "Heilige Dreifaltigkeit" auf.

Daneben finden sich in alten Dokumenten unter anderem noch die Gruben "Birkenberg", "Im Espig", der "Freudige Bergmann Stollen" (am Hörkelberg zwischen Thumer Straße und ehemaliger Zschopense), und der Stollen "Freudige Wink Fundgrube".

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, Anfang des 18. Jahrhunderts wird die Grube "Heilige Dreifaltigkeit" auf "Sparflamme" betrieben. Danach setzen umfangreiche Initiativen mit neuen Techniken ein. So erfolgt zum Beispiel zwischen 1780 und 1790 der Einbau eines großen Wasserrades. Große Erträge hat es allerdings auch in dieser Zeit nicht gegeben.

Im 19. Jahrhundert gibt es dann keine nennenswerte Förderung mehr. Ein letzter Versuch nach 1874 zeigt, daß der Silberbergbau in Zschopau nicht zu Gewinn führen kann. Erträge von zwei bis drei Gramm Silber je hundert Kilogramm Erz waren einfach zu wenig. Deshalb werden die Grubenanlagen 1883/84 stillgelegt.

Nach ganz offizieller Darstellung wurde das Bergwerk seitdem nicht wieder betreten. Man findet keinen einzigen Beleg zwischen damals und heute im Bergarchiv Freiberg, und auch in der ehemaligen Abteilung für Wismutangelegenheiten beim damaligen Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt erklärte man 1988: "Diese Grubenanlage wurde seit über 100 Jahren nicht mehr befahren." (2)

Allerdings war die Grube immer ein beliebtes Ziel für Mineraliensammler. Selbst in London findet man hiesiges Pyromorphit im Museum. Ausländische Gäste fragen in der Zschopau nach den Halden der Grube.

Anfang 1988 begann der damalige VEB Bergsicherung Schneeberg eine umfassende Sanierung dieses Bergwerks von dem Schacht am Wurzelweg her.

Bauwagen an den Halden kündeten von der Arbeit. Erst in neuester Zeit gibt man ein Vorhaben zu, von dem bisher noch nicht die Rede war: Es sei geplant gewesen, das Mineral Pyromorphit abzubauen. Vermutlich, um es gegen "harte Währung" zu exportieren. Mit der Wende geriet die Arbeit ins Stocken, und schließlich wurde der Schacht mit Beton verfüllt.


  1. Zu reden schon, aber ...
  2. Was ganz gewiss nicht der Wahrheit entsprach - s.u.