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Ernst Friedrich Wilhelm Simon 1821
Kurze historisch-geographisch-topographische Nachrichten von den vornehmsten Denkwürdigkeiten der ...
Berg-Stadt Zschopau


Dresden 1821, Auszug zum 30-jährigen Krieg

Am 20. August 1631 trafen schon 6000 Mann Kaiserlich-Östreichische Truppen in Zschopau ein, und mußten sowohl in der Stadt als auch in der umliegenden Gegend einquartiret und verpfleget werden. Es sind aber die sämmtliche Einwohner davon und in die benachbarten Wälder gelaufen, so daß kaum noch 50 Menschen in der Stadt geblieben waren, welch sich mit dem commandirenden General Holcke in einen Contract der Brandschatzung wegen eingelassen haben. Die gemeinen Soldaten haben geplündert und gestohlen; und als die armen Bürger dieselben los seyn wollten, mußten sie denselben noch 2000 Thaler Contribution bezahlen, und alsdann marschierten sie weiter nach Freyberg.

Am 22. August des Jahres brachten die Kaiserlichen Croaten den Amtsschösser Herrn Wolfgang Mayer aus dem Städtchen Schellenberg gebunden nach Zschopau geschleppt, auf der Steingasse riß sich solcher von ihnen loß, lief in ein Haus, und versteckte sich auf dem Oberboden hinter einen Heuschober,ward aber von den Croaten allda mit vielen Stichen jämmerlich umgebracht.

Als die geflohenen Einwohner hörten, daß die Kriegsvölker abmarschiret und die Stadt vom Feinde ledig wäre, giengen sie Sonntags früh den 26. August des Jahres wieder in die Stadt zurück, fanden aber in ihren Wohnungen und Häusern weder Nahrungsmittel noch Kleider. Bey dieser Gelegenheit hatte ein Junggeselle, Christoph Schlueßig mit seiner Liebste Jungfer Rosina Gerhardt, eines gewissen Balhasar Gerhardts Tochter, sich aus Furcht in den Wald hinten am Wasser auf einem hohen Felsen versteckt gehabt, und als solche von den Croaten aufgesucht und gefunden wurden, stürzten sich beide vom Felsen herab, ersterer blieb todt liegen, letztere aber an einem Haselstrauch hängen, an welchem man sie den anderen Tag noch lebend fand. Die Hirnschale an der Stirn war zwar gespalten, wurde aber glücklich wieder geheilet, und sie lebte alsdann noch viele Jahre mit diesem Zeichen und Denkmalle an der Stirn.

... Im Monat September 1632 ist der kaiserliche Obristlieutenant Heinrich von Holka,welcher in dem Schlosse Scharffenstein als Commandant des in den Ämtern Wolckenstein, Augustusburg und Lauterstein, sowie in den Bergstädten herumstreifenden und Contribution eintreibenden feindlichen Corps stand, durch einen sächsischen Überfall nebst seiner Tochter in Gefangenschaft geraten, nach Zschopau transportieret, daselbst gestorben und in der Stadtkirche begraben worden.

... 1633 ... es starben sehr viele Menschen in diesem Jahr, und man kann es ganz bestimmt rechnen, daß in und um Zschopau mit den eingepfarrten Orten, gegen 3500 Menschen begraben worden, und nur noch 6 Paar verehelichte in der Stadt am Leben geblieben sind.

... 1634 ... Den Fleischer Christian Gärne und den Tuchmacher Georg Schnee schossen die zwei Croaten nieder, welche die Kelch und Meßgewänder aus der Kirche entwendet gehabt hatten. Am 30. October zogen alsdann ... drei Regimenter durch Zschopau in die Gegend von Marienberg und Annaberg, um die Feinde daselbst zu vertreiben; es mußten aber die dasigen Bürger denselben 4000 Pfund Brod und mehrere Faß Bier zu ihrer Erholung unentgeltlich liefern. Nun haben sich zwar die Kaiserlichen Truppen auf kurze Zeit zurückgezogen gehabt, sind aber gegen den 19. November verstärkt zurückgekommen, haben vorgedachte 4 sächsische Regimenter aus Zschopau zurückgeschlagen, die Einwohner einige Tage geplündert, und alsdann die Stadt durch den Commandant Abraham Schönickel, aus Chemnitz gebürtig, den 21. November mit allen ihren Umgebungen und der Zschopenze angezündet, auch bis auf die alte Pfarrwohnung und das sogenannte Fischerhäuschen gänzlich abgebrannt und in Asche verwandelt worden, bei welcher Gelegenheit und Feuersbrunst gegen 90 Personen von der Bürgerschaft theils niedergehauen, theils in Kellern erstickt, ums Leben gekommen sind.

... Im Jahre 1639 nahm der Krieg, die Hungersnoth und Theuerung auf einmal so über Hand, daß mehr geplündert und geraubet als gefochten ward; ... Die Theuerung stieg so sehr, daß der Scheffel Korn 12 bis 14 Thaler galt, daher auch viele Menschen sogar das gefallene Vieh kochen, und vor Hunger essen müssen, es konnte unter solchen Umständen gar nicht fehlen, daß Krankheiten und Seuchen aller Art daher entstanden.

... Im Dezember des Jahres 1641 fingen die Straßen von herumziehenden Soldaten an unsicher zu werden, ...

... 1643 ... der königlich schwedische Generalmajor von Königsmark mit seinen Truppen ... seine Leute raubten und plünderten überall, am 3. Januar des Jahres aber steckten selbige nicht nur die Kirche, sondern auch mehrere Bauernhöfe zu Großolbersdorf in Brand, und auch in Wolkenstein wurden einige Häuser in Asche gelegt ... Die Schweden hausten diesen Sommer überall erschrecklich, sengten und brennten, raubten und plünderten an allen Orten, wohin sie nur kamen ...