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1519
Beschwerde über den Krumhermersdorfer Pfarrer


Staatsarchiv Dresden, Konz. v. Kochel, Kopial 125 fol. 160b;. Zitiert nach Gess 1905 S. 82

Herzog Georg von Sachsen an Johann, Bischof zu Meißen

Wir geben Euern Lieben zu erkennen, das zu uns gelangt, wie der Pfarrer zu [Krum-]Hermersdorf im Amte Schellenberg am letzten Freitag bald nach dem Amt schießen gegangen [ist] und [am] folgenden Sonnabend, als er dem Pfarrer zu Waldkirchen sein Gesinde Beichte gehört [hat], sich also und dermaßen mit Trunk beladen, das er seiner Ungeschicklichkeit wegen seine Pfarrleute [an] diesem Tag nicht hat Beicht hören können.

So er aber auch auf den folgenden Tag, als den heiligen Ostertag, solcher Ungeschicklichkeit wegen langsam hervorgekommen, hat noch 40 Personen gehabt, die er hat Beichte hören müssen, [so] daß sich das göttliche Amt weit nach 12 Uhr hingezogen [hat]. Und ist ein Mädchen, das auch das heilige Sacrament genommen, deswegen schwach geworden, daß es erbrochen [hat]. Und wie man sagt, so solle man noch etliche Stücken davon drinne gesehn und gerochen haben. Und nachdem die armen Leute nicht gewußt, was sie tun sollten, haben sie dasselbige genommen und ins [Weih-]Wasser geworfen.

Was [für ein] großes Ärgernis dem allmächtigen gütigen Gott hiermit geschehn [ist], können Euer Lieben, als ein christlicher Bischof, gar leicht ermessen. Und ist an Euer Lieben unser freundliche Bitte, ihr wollt euch nach dem Vorgang genau erkundigen, und wo ihr es so würdet finden, wolltet gegen den Pfarrer, aus dessen Untugend solches hergekommen, [euch] dermaßen mit Strafe beweisen, daß er in Zukunft von seinem losen, bösen Wesen abgehe, daran sich andre stoßen, und solche Mißbietung dem Allmächtigen hinfort nicht [wieder] geschehe ...

Rochlitz, Freitag nach Ostern 1519


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