Neues Forum und Rat der Gemeinde 1989
Chronik der
DDR-Zeit

AUFRUF!
An alle Bürger der Gemeinde Krumhermersdorf!

Werte Bürger!

Vertreter des Neuen Forum und Abgeordnete der Gemeindevertretung Krumhermersdorf haben gemeinsame Arbeitsgruppen gebildet, um anstehende Probleme aufzugreifen, darüber zu reden und wenn möglich, sie selber mit zu verändern.

Zur Zeit bestehen die Arbeitsgruppen Umwelt und Erziehung/Bildung.

Wichtige Schwerpunkte wurden bereits erarbeitet und in einem Katalog festgehalten. Wer daran interessiert ist, wer mitmachen möchte, wer eigene Gedanken einbringen will, der kann sich an folgende Bürger wenden:

Arbeitsgruppe Umweit:

Abgeordneter Jörg Beyer, Hauptstraße 55
oder
Abgeordneter Sieghard Martin, Hauptstraße 29 (1)

Arbeitsgruppe Bildung/Erziehung:

Gunter Kreusel, Waldkirchner Straße 10a
oder
Abgeordneter Rudi Rümmler, Bornwaldstraße 11

Weitere Problemkreise stehen zur Diskussion

  • Busverbindung im Niederdorf, Abfahrtszeiten der Busse von und nach Zschopau
  • Einrichtung eines Schaubergwerks im ehemaligen Schacht "Heilige Dreifaltigkeit" (2)
  • Herstellung eines Gemeinde-Informationsblattes oder Herausgabe desselben in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Börnichen und Waldkirchen (Informationen, Anzeigen, Bürger kommen zu Wort u. ä.)

Werte Bürger!

Das hier Angesprochene ist nur eine beschränkte Auswahl bestimmter Problemkreise. Wir wollen damit aufzeigen, daß sich Bürger mit diesen Problemen beschäftigen. Wir benötigen Ihre Hilfe und Unterstützung, Ihre Gedanken und Ideen. Jeder kann und soll sich zu den angeführten, aber auch zu anderen Problemen, äußern. Wir alle wollen uns bemühen, Probleme im Interesse der Mehrheit unserer Einwohner zu lösen.

Wir rufen Sie auf!

Ihre Hinweise, Vorschläge und Gedanken erwarten die oben genannten Bürger, Herr Pfarrer Röscher und der Bürgermeister. Bis zum Februar 1990 erwarten wir Ihre Ideen. Im März wollen wir dann öffentlich über bisher erreichte Ergebnisse und über noch offene Fragen berichten. (3)

Krumhermersdorf, Dezember 1989
Neues Forum / Rat der Gemeinde

Anmerkungen

Das Neue Forum Krumhermersdorf war ein Kreis von Einwohnern, die nicht auf staatliche Vorgaben warten wollten für die dringend notwendigen Veränderungen. Pfarrer Roscher hatte diesen Kreis im Oktober 1989 ins Leben gerufen. Doch schon im Dezember fielen vorgesehene Treffs mehrfach ersatzlos aus, und schließlich war Pfarrer Roscher Vorstand, Sprecher und Mitglied in Einem.

Zu dem oben widergegebenem Flugblatt gab es einen Entwurf (siehe unten), der jedoch nicht mehr diskutiert wurde. So stellt das Flugblatt mehr Pfarrer Roschers Ansichten dar als die der kurzlebigen Arbeitsgruppe.

  1. Der Anstoß zur Umweltproblematik kam von Steffen Neubauer und Christine und Hermann Doerffel, was bei aller Bescheidenheit anzumerken wäre. Was die Umweltproblematik betraf, so musste sich die LPG (deren Chef Jörg Beyer war) in den Folgejahren merkliche öffentliche Kritik annehmen.
  2. Ein recht ärgerlicher Satz! Denn zur Einwohnerversammlung hatten wir [Christine und Hermann Doerffel] auf unserern Plakaten gefragt: Können wir uns das jetzt leisten? Und das Vorhaben nicht etwa befürwortet.
  3. Diese Gemeindeversammlung kam nie zustande, obwohl sie mehrfach öffentlich als erforderlich bezeichnet wurde. So kam es auch nicht zum angekündigten öffentlichen Bericht.

- Entwurf -
 

Bürgerinitiative Krumhermersdorf / NEUES FORUM fragt an:

Keine Sorge um Krumhermersdorf?

Wir müßten die Augen schlieSen, um solche Dinge zu übersehen, wie:

Eine Zeitbombe im Ort

Im VEB Sportgerätewerk wird Celluloid zu Tischtennisbällen verarbeitet. Celluloid entzündet sich selbst bei Temperaturen von 130 ... 150 °C, verbrennt explosionsartig und gibt dabei die Gifte Blausäure, Kohlenmonoxid und nitrose Gase ab. 5 Gramm Celluloid für eine tödliche Dosis - in diesem Betrieb liegen 15 Tonnen, in Räumen, die nicht entfernt den Brandschutzvorschriften für Celluloid entsprechen!

Luftverschmutzung

Der VEB MZ verbrennt an der Börnichener Straße regelmäßig Lackabfälle. Bei solchem "offenen" Feuer entstehen mit Sicherheit krebserregende Stoffe, die ins Wassereinzugsgebiet oder ins Dorf ziehen.

Wilde Müllkippen

Am Fritzschenbüschel, im Gansbachtal, bei Richards Ruh, am Katzenpfötel ...
Wann hörte man das letzte Mal von einer drastischen Ordnungsstrafe für solche Umweltsünder? Mehr Container im Ort könnten helfen; aber wer will schon täglich aus reiner Freundschaft vor seinem Haus aufheben, was danebenfiel? Und schließlich: Wann und wie werden die wilden Kippen verschwinden?

Statt Vorgarten: Wie das Zeug aus der Hand fiel!

So blieb es wahrscheinlich liegen und trat sich fest. Möchte man bei einigen LPG-Objekten meinen, z.B. bei den Hofgütern oder den Feldgütern. Die Punkte 3.2.1. und 4.3. der Gemeindeordnung sollen da regulieren, aber das ist graue Theorie.

Flickenteppich Dorfstraße

Vor über 20 Jahren wurde sie erneuert. Seitdem haben schwere Armee- und LPG-Technik ihre Spuren in dieser Straße hinterlassen. Mit Reparieren ist längst nicht mehr zu helfen. Die Zeit ist überfällig, daß Gemeinde und LPG hier die Initiative ergreifen.

Ohne Anschluß: Das Niederdorf

Die Busverbindungen nach Krumhermersdorf wurden vor Jahrzehnten geschaffen. Entsprechen sie wirklich noch dem Bedarf? Denn der reicht auch ins Niederdorf! - Und nicht zu vergessen: Gelenkbusse sollten in Zukunft auf breiteren Straßen als unserer Dorfstraße fahren. Sie haben schon genug Fußgänger gefährdet und Zäune beschädigt.

Ein Schaubergwerk ?

Widersprüchlich sind die Gerüchte um das ehemalige Bergwerk am Wurzelweg. Sicherung? Scheubergwerk? Erneuter Abbau?
Was sagt der Rat der Gemeinde dazu?
Hängt vielleicht auch die Verwüstung (genannt Melioration) des Gansbachtals mit diesem Vorhaben zusammen? Regelmäßige Information wöre wünschenswert, etwa ein Gemeinde-Wochenblatt. Auch dafür, daß Einspruch rechtzeitig an die richtige Adresse gelangt.


Im März 1990 (der genaue Termin wird an den Anschlagtafeln stehen) soll eine Gemeindeversammlung stattfinden. Diese und andere Krumhermersdorfer Probleme wollen wir dabei nennen, und vielleicht schon Vorschläge bringen, wie es weitergehen soll.
Am 1. Mai 1990 aber brauchen wir keine bestellten Festtagsredner, sondern Leute aus unserem Ort, die sich zu unseren Problemen bekennen; die diese Probleme als Auftrag ihrer Wähler verstehen wollen. Damit nach freier Rede für alle und freier Anfrage für alle Krumhermersdorfer Bürger entscheiden können, wen sie am 6.Mai 1990 wählen wollen.

Bürgerinitiative Krumhermersdorf - NEUES FORUM