Freie Presse 24. Januar 1994
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Quo vadis, Krumhermersdorf?
Innenministerium orientiert gen Zschopau - Tausch: Nur eine mögliche Variante

Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Heinke

Wer mit wem?
Da das Heil des Landes nur in Gebietsreformen zu finden ist, müssen sich nun auch die kleinsten Dörfer dreinfinden. In das Zusammenschließen. - Nicht jeder Ortsteil kann im neuen Gemeindeverband Hauptdorf werden. Wer aber zulange darum pokert, hat schließlich gar keine Partner mehr. Siehe Krumhermersdorf.
Vor-Ort von Zschopau wollten die Abgeordneten sicher am wenigsten werden. Aber die Querelen um die Schule und andere Selbstüberschätzung (Krankenhaus) wirken halt noch lange nach ...   [H.D.]
KRUMHERMERSDORF. Quo vadis, Krumhermersdorf? Diese Frage stellt man sich nicht nur in der rund 1800-Seelen-Gemeinde, nachdem der Verwaltungsverband gemeinsam mit Hohndorf, Großolbersdorf und Hilmersdorf Ende vergangenes Jahr geplatzt war.

Bestandsaufnahme

Nach wie vor, so Bürgermeister Jörg Tausch, stehen die Grundsatzbeschlüsse der Gemeindevertreter zu diesem Verband. Nun aber wird man sich neu orientieren müssen. Beschämend fand man, daß man eine offizielle Mitteilung über die abgesagte Hochzeit der vier Gemeinden lediglich von Hilmersdorf erhielt.

Von Hohndorf und Großolbersdorf fühle man sich hintergegangen, wie es ein Gemeindevertreter formulierte. Schon während der Gespräche mit der Nachbargemeinde habe diese gewußt, daß eine Eingemeindung zu Krumhermersdorf nicht stattfinden wird. Stattdessen sei man mit der Mitteilung, man müsse alles erst genau im Gemeinderat bereden, vertröstet worden.

Kurzfristig suchte man nach Hohndorfs Schritt in Richtung Großolbersdorf den Kontakt zum Innenministerium in Dresden. In einem Telefongespräch am 5. Januar habe er erfahren, so Bürgermeister Jörg Tausch, was bezüglich der Eingemeindung gelaufen sei. Die Dresdener hätten es lieber gesehen, wäre Hohndorf zu Krumhermersdorf gegangen. Es sei aber der politische Wille von Hohndorf und Großolbersdorf gewesen, daß es nicht dazu kam. Am 13. Januar folgt ein "sehr aufschluß- und lehrreiches Gespräch" in Dresden, zu dem außer Bürgermeister Tausch weitere Krumhermersdorfer Parlamentarier zugegen waren. Unmißverständlich sei klar gemacht worden, daß Großolbersdorfs Schritt der erste in Richtung Verwaltungsraum Zschopau gewesen sei. Zschopau werde in der Landesentwicklungsplanung langfristig als ein Mittelzentrum angesehen, zu dem nach Ende der Freiwilligkeitsphase die Gemeinden um den Kern zugeordnet werden.

Krumhermersdorf habe die Empfehlung bekommen, sich zu Zschopau zu bekennen. Als Verwaltungsgemeinschaft würde man sich die Selbständigkeit bewahren erklärte Tausch, der diese Variante nur als eine der möglichen bezeichnet wissen will. Mit der Gemeinschaft behalte die Gemeinde einen eigenen Rat, das Satzungsrecht und die Planungshoheit. Keine größeren Anderungen würden sich hinsichtlich der Weisungsaufgaben ergeben. Diese Aufgaben werden großteils schon jetzt von Zschopau wahrgenommen.

Als Vorteil wurde angesehen, daß ein derartiger Schritt jetzt besser sei, als dann in zwei Jahren zwangsvereinnahmt zu werden. Mit Augenzwinkern erklärte ein Gemeindevertreter, daß man bis auf den Fußball schon immer ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn aus der Stadt habe.

Lichtblick für Freibad?

Auf die Tagesordnung der nächsten Gemeindevertretersitzung kommt erneut der Ingenieurvertrag zur Freibadsanierung. Darauf einigten sich die Bauausschußmitglieder am vergangenen Donnerstag. Zuvor hatten Architekt Jürgen Salz aus Hilden und Detlef Hopp von der Kruppa KG Rede und Antwort zu den Möglichkeiten der Sanierung gestanden. Oberstes Prinzip der vorgelegten Arbeit sei, daß das, was die Krumhermersdorfer mit ihren Händen aufgebaut haben, im Bad mit neuem Outfit große Berücksichtigung findet.

Rund fünf Millionen Mark soll die Sanierung des Freibades insgesamt kosten. Um am Ende jedoch nicht vor einem riesigen Schuldenberg zu stehen - falls keine Fördermittel fließen - wird den Parlamentariern vorgeschlagen, den Vertrag vorerst bis zur Entwurfsplanung, Grundlage für einen Förderantrag, abzuschließen.