Gold ...
Venediger
am Lautenbach bei Lengefeld?
Aus einem Walenbuch
Lengefeld bey dem Stahler / da gehe in den Bach / da findest Du Goldkörner / die lassen sich pfletzschen / da findet man auch Flammen Gold in etlichen Brunnen / daselbst räume weg. Merk / der teichmeister zu Lengefeld weiß Granaten / 3 Meilen von Schöneck /der Edelmann heißt Metsch.
Rudolf Schramm, Sagenforscher des Erzgebirges, hat aufgeschrieben, was überliefert ist oder sich verstreut in alten Büchern findet:

Vor vielen Jahrhunderten war auch der Lautenbach bei Lengefeld mit seinen Zuflüssen, von denen heute noch einer Goldbach heißt, Ziel der Venediger. Sie suchten daselbst heimlich nach Gold und Edelsteinen, um die Funde sodann in ihre Heimat zu bringen.
Daß die Venediger nicht immer ungestraft die Schätze des Erzgebirges heimschleppen konnten, beweist eine uralte Schrift (Archiv Dr. Werner) Lengefeld, etwa 3,5 Meilen von Annaberg entfernt. Hier befindet sich der bekannte Goldbrunnen, wo Venediger Granatsteine gesammelt haben, dabei ertappt und im Lautersteinischen Amt arrestiert wurden. "

Braunstein

Wir dürfen den Venedigermännlein die Kenntnis des Mangans noch nicht zuschreiben. Was sie aber ganz genau wußten und durch stets bewährte Erfahrung kannten, war die verblüffende und natürlich höchst erwünschte Wirkung, daß "ein gewisser brauner Stein" das durch Eisengehalte trübe Glas weiß und klar durchsichtig macht. Braunstein wäscht gewissermaßen durch seinen Mangangehalt das fledrige, schmutzige Glas und heißt daher Glasmacherseife. Da Mangan im Mittelalter noch nicht einmal im "alles verwendenden Arzneischatz" bekannt war, mußten kenntnisreiche Mineraliensucher ausgeschickt werden, um diesen, keineswegs immer braunen, wichtigen, erst etwa seit 1480 bekannten Zusatz zu beschaffen. JOHANNES SCALIGER erzählt 1557, in seiner Kindheit sei ein - ihm unbekannter - Stoff ausgegraben und nach Venedig verfrachtet worden, der Glas weiß mache - ANOREAS CAESALPINUS wußte 1597, daß man ihn als MANGANESE vom MAGNETES unterscheiden müsse. Er sagt, daß dieser dunkle Stein dem Magneteisenstein nur äußerlich ähnele und aus Deutschland nach Italien gebracht werde, aber auch unweit von Viterbo vorkomme.
(R. Schramm)

Gold kommt im Erzgebirge so gut wie gar nicht vor. Was die Venediger suchten, waren Zuschlagstoffe für ihre berühmten venezianischen Spiegel!

Und was bleibt dann übrig an diesen Sagen?

"Die Verfasser der Walenbücher machten sich die Erzählungen von den Venedigermännlein zu Nutze, indem sie angeblich aus der Erfahrung der Walen stammende "Fundanweisungen" als Geheimwissen ausgaben, daß sich teuer verkaufen ließ, wenn man einen Gutgläubigen fand. Tatsächlich sind diese Bücher Fälschungen." Die Angaben zum Ort beziehen sich auch nicht auf unsere Umgebung, sondern wie der Name Schöneck zeigt, auf Lengenfeld im Vogtland.

Vom Goldbach im Bornwald ist bei all dem nirgends die Rede. Dieser Bach hieß vor 1821 Höltzelbach, die geschwungene deutsche Handschrift von B. Zimmermann 1616 führte hier wahrscheinlich zu einem Flüchtigkeitsfehler bei der Übertragung. Granatsteine gibt es übrigens im Bornwald und der Umgebung wirklich, doch sind sie unbedeutend klein und gewiss nicht des Sammelns wert. Ein "Lautersteinsches Amt" gab es dagegen hier zur bezeichneten Zeit (um 1600/1700) nicht; die Burg Lauterstein wurde bereits 1599 aufgegeben.

Der Wunsch war wohl Vater des Gedankens ... doch wird das sicher meinen Bekannten N.N. nicht davon abhalten, mit dem Metalldetektor in den Wald zu ziehen.


C+H Doerffel
Krumhermersdorf 1998
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