19.05.1748 - kaum zu glauben: Das ist schon 250 Jahre her!

Der starke Max zeigts dem Pfarrer

Es war wohl diese Leiche, d. 19. Maj als Dom. Rogate gegen 5 Uhr Abends vorgehabet zu beerdigen, weil aber der hiesige Pastor in Tzschopau frühe das heil. Amt mit halten und des Hln. Diaconi daselbst älteste Jgfr. Tochter zu Grabe begleiten und parentieren sollte und wollte, weil aber wider alles Vermuthen der große Gott im Himmel ein recht selten starkes, schweres und hat 5 Stunden nacheinander anhaltenes Gewitter schicket, und dabey eine grausame Wasserfluth entstand, welche allhier in der gantzen Gemeinen in dem Dorffe, auf den Feldern, Gärten und Wiesen einen unaussprechlichen Schaden gethan. So konnte solches nicht geschehen, weil hat niemand gehen und fortkommen kunte, wegen des vielen Wassers; Des Montags darnach als d. 20. Maj kam der Verstorbenen ehel. eintziger Sohn und ihr eintziges Kind (welcher ohne dem seiner Mutter im Leben wenig als .... und der selben wenig zu gut gethan) und sagte die Predigt wegen Hartnäckigkeit auf, daß sie also nur schlecht weg mit halben Chor begraben und beerdigt wurde.
(Chronik des Pfarrers Lieberwirth)
War doch seine Mutter gestorben, drüben in Krumhermersdorf, und nun musste er sie begraben lassen. Also musste er nach Jahren wieder mal dort hin. Würde wohl nicht viel zu holen sein bei der alten Frau, auch wenn er der einzige Erbe ist. Und dann will der Pfarrer auch noch einen Haufen Geld für das bisschen Begräbnis! DER Gang lohnt sich gewiss nicht.

Und nun sitzt er im Gasthof, weil der Pfarrer nicht kam zur Beerdigung. Der zieht wohl in Zschopau durch die Gegend, wie die Leute sagen, einem Kollegen dort seine Tochter zu begraben. Und wegen dem bisschen Gewitter und Sturzregen traut der sich nicht nach Hause!

Der Wirt macht ein besorgtes Gesicht: Seit Stunden tobt ein Gewitter, regnet es ununterbrochen. Schon ist der Dorfbach über die Ufer getreten, und von allen Hängen stürzen Bäche zu Tal - hoffentlich nimmt das Haus keinen Schaden. Und der ungeduldige Gast mög nur bleiben, jetzt ist unten im Dorf sicher alles voll Wasser, da kommt er gewiss nicht durch.

Das werden wir sehen, spricht der, und: Der Pfaff soll bloß nicht denken, dass ich für das Warten auch noch dickes Geld bezahle! Ihr könnt ihm ausrichten, dass er keinen roten Heller für die Predigt von mir kriegt, mag er doch andermal pünktlich sein!