Burg Liebenstein / Raubschloß
Mittelalterliche Wehranlage
Der Verfasser des Textes ist mit großer Wahrscheinlichkeit Volkmar Geupel, Landesbodendenkmalpfleger in Sachsen. Auf einer weiteren Tafel direkt auf dem Grabungsgebiet ist er genannt.
Text an einer Tafel auf dem Berg gegenüber dem Katzenstein bei Pobershau:
Nach gesammelten archäologischen Funden bestand auf dem steil ins Schwarzbachtal abfallenden Bergsporn vom 12. bis zum 14. Jahrhundert eine mittelalterliche Wehranlage. Sie dürfte ein dörflich-grundherrschaftlicher Sitz eventuell böhmischer Lehnsträger gewesen sein.
Durch die Burganlage wurde ein alter sogenannter "Böhmischer Steig", ein Weg über das Gebirge nach Böhmen also geschützt.
Der Name "Liebenstein" der Wehranlage ist erst auf späteren Karten überliefert. Im Volksmund wurden die Überreste der Anlage "Raubschloß" genannt.
Die Anlage besitzt eine Gesamtlänge von etwa 90 m und eine Breite von 25 m. Die Wehranlage bestand aus zwei einfachen Erdgräbenmit dazwischenliegendem Wall zur Abriegelung vom Hinterland. Das Innere der Burg besteht aus zwei Teilen: einem annähernd quadratischen Areal und von diesem durch einen Graben getrennt, dem erhöhten Kernwerk, das von einer teilweise mit trocken gesetztem Mauerwerk ummantelten Felsklippe gebildet wird. Bis ins 18. Jhd war die Ruine mit Resten eines starken Turms noch sichtbar.
Anmerkungen:
- Zwar wurde 1289 Land an einen böhmischen Adligen verlehnt (1), doch kann man böhmischen Einfluß an dieser Stelle als unbedeutend ansehen. Gewohnt hat hier sicher kein Böhme, denn das betreffende Gebiet war damals unbesiedelter Urwald. Allenfalls war die Burganlage ein Vorposten. Den grundherrschaftlich-dörflichen Sitz halte ich für Unsinn. Lange kann diese Lehnsherrschaft wohl auch nicht gedauert haben.
- Böhmische Steige sind Herrn Geupels (2) Steckenpferd. Ob dort wirklich ein Weg von Bedeutung verlief, wage ich zu bezweifeln. Zum einen findet sich kein gangbarer Weg aus dem Tal zur Burganlage. Und dann wird schon 1323 die Zollstelle in Zöblitz erwähnt (3). Der Weg vom Marienbild am Kalkwerk Lengefeld nach Zöblitz (Salzstraße) (4) führt aber in gar keinem Fall dort vorbei.
- Liebenstein ist ein hier unüblicher Burgname: Vergleiche Rauenstein, Scharfenstein, Burg Nidberg (Neidberg), die Burg Wildeck ... wahrscheinlich hieß dieser versteckte Vorposten ganz anders und wird deshalb in Urkunden nicht gefunden.
- Burg Nidberg wird 1292 (5) erwähnt, und früher war man der Ansicht, damit sei das Raubschloß gemeint. Doch soll diese (ebenfalls nach V. Geupel) direkt gegenüber dem Lauterstein gelegen haben, was er durch Ausgrabungen glaubt belegt zu haben. Immerhin sind die wirklich schlüssigen Aussagen dazu minimal, und auch eine Überlieferung zum gedachten Ort gibt es nicht, lediglich den Name "Schloßberg". Der aber könnte auch einfach Eigentumsbezeichnung für Lautersteiner Gebiet gewesen sein. Bis dahin meinte man, der dortige Bau sei halt eine Feldscheune gewesen ...
- Neue sächsische Kirchengalerie, Ephorie Marienberg, Abschnitt Lengefeld
Leipzig 1904
- Ausgrabungen und Funde Band 23 (1978) Heft 1: Die Ausgrabungen an den Burgen Lauterstein und Nidberg ... 1978
Erzgebirgische Heimatblätter 1, 1, S. 18 - 21 (1979): Noch einmal: Rätselhafte Geschichte der verschollenen Burg Nidberg
- P. Roitzsch: Auf wilder Wurzel. Band 1, Schwarzenberg 1929
- Jahrbuch Erzgebirge 1988, Olbernhau 1988
C+H Doerffel: Berthelsdorf, wüster Ort im Bornwald/Heinzewald
- Urkunde zum Grundbesitz der Hersfelder Kirche 1292