Chronik
der Krumhermersdorfer Pfarrer


Original im Kirchenarchiv Krumhermersdorf. Abschrift durch C+H Doerffel.

1888 Krise der Strumpfindustrie

... die schwere Zeit, die am Ausgang des Winters für die hiesige Strumpfindustrie kam durch starkes Sinken der Löhne und zeitweiligen Arbeitsmangel. Von dem Notstand, der dadurch eintrat, wurden besonders die auf hölzernen Stühlen arbeitenden Strumpfwirker betroffen. Die Königliche Amtshauptmannschaft, welche Kenntnis von der eingetretenen Notlage erhielt, hat sich in wohlwollenster und dankenswertester Weise mit rascher und thatkräftiger Hilfe der Notleidenden angenommen. Es wurden auf Kosten des Bezirksvermögens wöchentlich an 3 Tagen (Dienstags, Freitag und Sonntags) gekochte Speisen (Fleisch und Gemüse) und Brod vertheilt. Diese Speisungen verursachten einen Aufwand von 1200 Mark. Die Königl. Kreishauptmannschaft Zwickau hat der Gemeinde 600 Mark überwiesen zur Beschaffung und Verteilung von Kohlen und Saatkartoffeln. Auch Geldunterstützungen konnten gereicht werden, da dem Pfarrer von einem Menschenfreunde, der seinen Namen nicht öffentlich genannt wissen will, 500 Mark zur freien Verfügung übergeben worden waren, eine Summe, die durch Zuwendung von anderen Seiten (...) auf 601 Mark erhöht wurde. Von der Geschäftsstelle der "Dresdner Nachrichten" wurden noch vor kurzem 23 Mark als dort für die hiesigen Notleidenden eingezahlt anher gesandt. Herr Commerzienrat Hauschild-Hohenfichte übergab durch die Königl. Amtshauptmannschaft der Armenkasse 400 Mark mit der Bestimmung, dieselben einstweilen zinsbar anzulegen, um für spätere Notfälle etwas zur Verfügung zu haben.

1888 Die Ehrenpädikate ...

Mit dem 1. April 1888 ist das Regulativ, die Wiedereinführung des Ehrenprädikats "Junggesell" u. "Jungfrau" betreffend, in Kraft getreten. Am 17.06.1888: Der erst Fall, daß seit Einführung des darüber aufgestellten Regulativs die Ehrenprädikate "Junggesell" und "Jungfrau" in Anspruch genommen worden sind.

1888 Brandunglück 1888

Eines Brandunglücks ist auch Erwähnung zu thun, durch welches am 19. August die Gebäude des Gutsbesitzers Christian Gottlob Reuther in Asche gelegt wurden. Auch hierbei hat die christliche Bruderliebe sich nicht unbezeugt gelassen. Die Feuersbrunst war durch Brandstiftung verursacht worden.

1890 Hochwasser

Ein recht ernster Tag war der 11. Mai: In den Abend- und Nachtstunden dieses Tages entlud sich über unsern Ort ein sehr schweres gewitter mit wolkenbruchartigem, langandauernden Regen und Hagelschlag, wodurch die Bewohnerschaft in Angst und Schrecken versetzt wurde, und mannigfacher Schaden angerichtet worden ist. Zwar die auf den Fluren und Feldern durch Hagel und Verschlämmung entstandenen Schädigungen, die anfangs einen trüben Anblick boten, hat die Hand des Allmächtigen durch die nachfolgende günstige Witterung und den reichen Erntesegenfast überall wieder wunderbar ausgeglichen. Aber durch die empörten Fluten unseres sonst so friedlichen Dorfbächleins waren Straßen, Ufermauern, Böschungen u.s.w. so ruiniert worden, daß die Wiederherstellung des Beschädigten anschlagsmäßig sich auf über 20 000 Mark stellt. In der Hoffnung auf eine ausgiebige Unterstützung des Staats und des Bezirks ist die Gemeinde alsdann an die Wiederherstellungsarbeit gegangen, die denn auch im abgelaufenen Jahr bis auf einige Stellen vollendet werden konnte.

1890 Influenza-Epidemie

... daß am Beginn des Jahres [1890] auch in unserm Ort die Influenza [Grippe] als unwillkommner Gast ihren Einzug gehalten hat und sich recht unangenehm fühlbar machte, ja auch mehrere Todesopfer forderte.

1890 Reparatur der Orgel

Die Reparatur der Orgel ... ist während des Sommers durch Herrn Orgelbaumeister Schäf aus Freiberg ausgeführt worden. An Stelle der 3 alten, vollständig unbrauchbar gewordenen Faltenbälge sind 2 Kastenbälge getreten. Eine Bereicherung hat das Werk erfahren durch die Einfügung eines neuen 8füßigen Registers, GAMBA DI VIOLA genannt, welches durch seinen lieblichen, sanften Ton die verhältnismäßig zu zahlreich vorhandenen scharf und grell klingenden Stimmen mildert. Weiter ist die Orgel, welche in ihrer Stimmung ½ Ton zu hoch stand, in die Normalstimmung, in den sogenannten Kammerton herabgestimmt worden, wodurch der Gemeinde der Gesang wesentlich erleichtert ist. Die Pedaltasten mußten erneuert werden und verschiedene andere Reparaturen erwiesen sich als nötig. Endlich wurde auch das Gehäuse durch Herrn Maler Schulze in Zschopau mit einem gefälligen, eichartigen Anstrich versehen. Das ganze Orgelwerk hat durch die sorgfältige, gewissenhafte und uneigennützige Arbeit des Herrn Orgelbaumeister Schäf, der sich dadurch den Dank der Kirchengemeinde verdient hat, außerordentlich gewonnen. Möge es auch fernerhin mithelfen zur Erbauung der Gemeinde und zur Ehre des Dreieinigen!

Die Gesamtkosten der Wiederherstellung der Orgel belaufen sich auf ca. 1060 Mark, von denen 1000 Mark aus hiesiger Sparkasse entliehen laut aufgestelltem Tilgungsplan bis zum Jahre 1899 in Jahresraten zu bezahlen sind.

An den Sonntagen während des Baues der Orgel, an denen letztere nicht benutzt werden konnte, diente zur Begleitung des Gesanges das kurz zuvor für den Kirchenchor beschaffte schöne Harmonium (10 Register enthaltend). Das Eintrittsgeld zu Aufführungen, welche Herr Kirchschullehrer Krahmer mit Schulkindern veranstaltet hatte, hatte den Grundstock und wesentlichsten Teil der Anschaffungskosten geliefert; der Reingewinn aus einer vom Gesangsverein gegebenen Vorstellung und ein Zuschuß aus der Kirchgemeindekasse ergänzten das Fehlende. Das Instrument hat seine Aufstellung in dem 1. Schulzimmer der Kirchschule gefunden. Allen, die an der Beschaffung bereitwillig mitgeholfen, sei hiermit nochmals bestens gedankt!


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