LPG

Seit ihrer Gründung heftig umstritten: Die LPG. Für die einen Verkörperung von gesellschaftlichem Fortschritt, von menschenwürdigem Leben auf dem Land, für die anderen Raub und schwerste Nötigung. Inzwischen ist das Prinzip LPG Geschichte, keiner muß mehr hinein, jeder kann selbst Bauer sein. Schauen wir ein wenig zurück:

Ställe und Verwaltung der LPG Vereinte Kraft

1958 schlossen sich einige Bauern zur Genossenschaft Typ 1 zusammen. Eine Genossenschaft von Bauern, die (sagen wir so) nicht besonders ertragreich wirtschafteten.
Typ 1 hieß: Jeder brachte Feld und Arbeitsgeräte ein. Der LPG-Vorstand entschied, wer wo wann welche Arbeit machte und bezahlte diese. Viehfutter - auch wenn es vom eigenen Acker war - mußten die Genossenschaftsbauern nun von ihrer LPG kaufen.

Besondere Reklame konnte man mit dieser LPG nicht machen, und die gut wirtschaftenden Bauern hatten absolut keine Lust, mit ihrem Besitz dieser LPG aufzuhelfen. Aber was zählte damals schon die Lust ... "Lenin hat es so gesagt!" - wer nicht wollte, kriegte halt keinen Dünger mehr zu kaufen, oder niemand nahm ihm seine Schweine ab. Es gab genug solche Überzeugungsmethoden, und schließlich waren Anfang der 60-er Jahre fast alle Bauern LPG-Mitglieder.

Betriebsordnung
der LPG "Vereinte Kraft"

Die Betriebsordnung unserer LPG hat das Ziel, auf der Grundlage der Beschlüsse der SED, die Beziehungen der Genossenschaftsbauern und der Arbeiter untereinander und zur Genossenschaft so zu regeln, daß das Kollektiv und jeder einzelne einen höchstmöglichen Beitrag zur Wirtschafts- und Sozialpolitik leisten kann.

Die Betriebsordnung trägt dazu bei, daß durch komplexe sozialistische Intensivierung unter voller Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts beim planmäßigen Übergang zu industriemäßigen Produktionsmethoden die Effektivität systematisch erhöht wird und sich die Lebensbedingeungen des Dorfes denen der Stadt weiter annähern.

Typ 1 war nur eine halbe Sache. Und wenn sich die LPG-Bauern auch heftig sträubten, 1970 mußten sie: Auch die Tiere kamen in LPG-Ställe, jetzt LPG Typ 3. Eigentlich war alles dort der Genossenschaft der Bauern. Aber in Wirklichkeit gehörte dieser Betrieb keinem, und keiner fühlte sich so richtig zuständig. Sorgfältige Arbeit - die LPG ließ alle fünfe gerade sein. Futterökonomie - die galt nur für persönlichen Tiere.

Ordnung war nicht die Stärke der LPG ...
Und Ordnung - na, reden wir nicht weiter davon! - Die Bauern empörte das, aber keiner, wirklich keiner ging hin und machte notwendige Arbeit "einfach so"; wie er es als Einzelbauer sicher getan hätte!

Um 1980 war es dann eigentlich schon ganz normal, daß Bauern Urlaub machten (wann hätte es das je in der Vergangenheit gegeben), daß die mittlere Arbeitszeit bei 45 Stunden in der Woche lag, daß zum Haus Bad, WC, Fernseher und mindestens ein Auto gehörte.

Verschenktes Land, verschenkter Ertrag
Eine Regelung erlaubte (wieder) das Halten von privatem Vieh - ein netter Zusatzverdienst, vor allem, wenn (ein offenes Geheimnis!) das Futter für einen Freundschaftsdienst zu haben war.

Irgendwie paßte das so gar nicht recht zur Idee der Genossenschaft, zur Theorie des Sozialismus. Das war eigentlich ein erster Schritt in Richtung Marktwirtschaft. Aber nur für die Mitglieder! Die LPG vergammelte dabei, das war nicht zu übersehen. Zur Wende war mancher Betrieb arg verschlissen und heruntergewirtschaftet. Die LPG aber ganz besonders!


  Erste Steuererfassung 1551
Nachkriegszeit anno 1650
Bauernleben im 18. Jahrhundert
Bauernaufstand?
Genossenschaften
Die Agrargenossenschaft