Statt Einzelbauern:
LPG
 

Deutschland war 1945 eine Industrienation. Zwar eine zerstörte, aber das ließ sich reparieren. Nur die Landwirtschaft war weitgehend durch Familienbetriebe bestimmt. Dementsprechend niedrig war in diesem Wirtschaftszweig die Produktivität. Eine drastische Vergrößerung der Betriebe war überfällig.

1917 in Rußland wollte man es endlich besser machen. Schluß mit der Knechtsarbeit für den Kulaken! Was der Bauer erarbeitete, sollte er nach Abzug der Steuern auch behalten dürfen. - Eine wunderbare Vision auf dem Weg zu einer Gerechtigkeit für alle. Ein heftiger Ansporn für die Bauern des Landes, die Revolution gegen Putschisten und ausländische Armeen zu verteidigen.

Der Bauer, der früher täglich 16 Stunden gerackert hatte, konnte sich nun bilden, konnte (wo vorhanden) Traktor fahren lernen, konnte sich abends gemütlich vor seine Hütte setzen. - Und die Städter hungerten. Stahl, Kohle und Strom produzierte man längst auch in Rußland industriell. Aber den Boden bestellten die nun freien Bauern wie seit Jahrhunderten.

Lenin sah nur einen Ausweg: Die Bauern in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zusammenschließen. Gemeinsam Maschinen zu kaufen, gemeinsam und in Arbeitsteilung Felder und Tiere zu versorgen - kurz, industriell zu produzieren. Und zwar nicht erst, wenn es jeder Bauer eingesehen hatte, sondern so schnell wie möglich.

In Westdeutschland ließ man die Mehrheit der Bauern in den Ruin laufen - die Großbauern kauften dann deren Felder auf. In Ostdeutschland ordnete man an, daß sich Bauern in Genossenschaften zusammenschließen mußten, buchstabengetreu nach Lenin. -

Gibt es einen dritten Weg, ohne LPG oder Bauernsterben? Ein Blick auf die alten Bundesländer zeigt doch noch eine ganze Menge solcher Kleinbetriebe! - Ja, es gibt ihn, und er heißt Subventionen. Erhebliche staatliche Unterstützung der Bauern mit günstigen Krediten, festen Aufkaufpreisen und weitgehender Steuerbefreiung. Ein reicher Staat kann sich das eine Zeitlang leisten. Nur - in die Zukunft führt dieser Weg nicht, das wissen sogar Politiker.

Die (östlichen) LPG haben sich nach der Wende in der Marktwirtschaft behaupten können. Zum Glück für die dort beschäftigten Bauern. Wo sonst hätten sie Arbeit finden sollen in einem Land ohne Industrie? Wer von ihnen es nochmal im Kleinbetrieb probieren wollte, bekam Feld und Tiere zurück entsprechend dem damaligen Eingebrachten Anteil. Ohne Diskussion!

Trotzdem sehen sich die jetzigen Agrar-Genossenschaften heftigen Angriffen aus den alten Bundesländern ausgesetzt. Der Grundton: Zu DDR-Zeiten verübtes LPG-Unrecht kann nur durch Entschädigungen gutgemacht werden, nach denen von diesen Betrieben nichts mehr übrig ist. Den Interessenvertretern der westlichen Landwirtschaft ist diese Konkurrenz schließlich schon lange ein Dorn im Auge ...


LPG Vereinte Kraft
In Kritik: Zweitwege
Biogas und pfluglose Bodenbearbeitung
Die Agrargenossenschaft