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Sommerlich warm liegt der Sonnabend-Nachmittag über dem Garten um die Kirche. Der Lärm der Straße dringt fast nicht bis hierher. Einige alte Frauen pflegen weit drüben Gräber. Entfernt, am Tor, klatschen jene beiden, die immer was zu klatschen haben. Keine Kinder, die herumschreien. HIER ist Frieden, hier ist die Welt noch heil, hier, wo die Entschlafenen ruhen.
Es HERRSCHT Ruhe auf dem Friedhof; und den Kindern ist das Spielen verboten. "Halt jetzt deinen Mund, sonst nehm ich dich nicht wieder mit!", bekommt das kleine Mädchen gesagt. Denn es müssen noch Vergissmeinicht gepflanzt werden, die Stiefmütterchen brauchen Wasser, hinten am Grabstein fängt schon wieder Gras an zu wachsen, und Dachpappe soll schon lange unter den Kies, wegen dem Unkraut. "Hol jetzt Wasser, sonst sind wir heute Abend noch nicht fertig. Vielleicht liegt irgendwo hinter einem Grabstein ein altes Einweckglas, unsres ham'se geklaut - na mach schon endlich!"
In der Mitte des Gartens steht - nein, nicht die Kirche - ein Denkmal:
Ihren im Weltkrieg 1914 - 1918 auf dem Feld der Ehre für die geliebte Heimat gefallenen Heldensöhnen widmet dieses Denkmal zum bleibenden Gedächtnis in unauslöschlicher Dankbarkeit die Gemeinde Krumhermersdorf. |
weil sie sich erschießen ließen, statt andere, ihnen völlig fremde Männer zu erschießen? Oder
weil sie ihr Leben ließen auf granaten-zewühltem Feld zu Ehren der Rüstungsfabrikanten? Oder
weil sie auch die dicksten Kriegslügen schluckten, nur um dem armen Kaiser keinen Ärger zu machen?
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Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde |
folgt als Nachsatz. Wenn das Denkmal die Wahrheit sagt, waren also die Rüstungsfabrikanten mit den Soldaten befreundet, wurden von ihnen über alles geliebt. - Nun ist glücklicherweise die Inschrift so verwittert, dass kein Mensch mehr diesen heuchlerischen Unsinn lesen kann. Irgend jemand brachte daher in den vergangenen Jahren den Vorschlag auf, das Denkmal doch restaurieren zu lassen. Mit neuer Inschrift, versteht sich, vielleicht
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Das Denkmal seit 2001 |
Kein Mensch möchte erschossen werden.
Kein Mensch hält das noch für eine Ehre.
Und Helden sind die, die sich trauen, das den anderen zu sagen.
Kirchbau 1756 Schussloch im Knopf des Kirchturms Eine Gruft im Kirchfussboden |