Neue Kirche 1756

Die alte Kirche wurde den 19. Mai d. J. 1756 unter der Collatur des Herrn von Metzsch abgetragen; Am 31. Mai desselben Jahres der Grundstein zu dem jetzigen, einfachen, aber ebenso zweckmäßig eingerichteten, als sehr hellen und freundlichen Gotteshause gelegt, und so fleißig und eifrig daran gearbeitet, daß schon am 22. August desselben Jahres (1756) die Mauern in die Höhe geführt, das Gesperre (Dachbalken) aufgesetzt, unter das Dach gebracht, und der neue Pastor Wehner seine Probepredigt darin ablegen konnte.

Der Ausbau der Kirche erfolgte wegen der nahrungslosen Zeit (7-jähriger Krieg mit Preußen) erst im nächsten Jahre darauf; der Anbau des stattlichen Turmes noch zwei Jahre später.

Nicht nur der starke König August von Sachsen und seine Nachfolger - auch der Krumhermersdorfer Grundherr von Metzsch hatte es zu einigem Wohlstand gebracht. Trotz 1735 abgebrannten Rittergut! Übrigens sah das neue Haus viel besser aus ... Nur die alte, enge, finstere Kirche passte nicht mehr dazu, und man blamierte sich ja vor den Nachbarorten damit!

Als Bauer Hans Georg Uhlmann ( der Enkel von Christian Uhlmann) im März 1755 sein achtes Kind Johann Georg taufen lässt, da weiß der Pfarrer schon: Das Nächste, Meister Ulm, taufen wir in einer neuen, modernen Kirche! So Gott will, setzt Hans Georg hinzu, weil das so üblich war zu sagen.

Ja, die Krumhermersdorfer wollten schon gern eine richtig moderne Kirche. Nur - wer soll das bezahlen? Also wurden Spenden gesammelt, und schließlich genehmigte Herr von Metzsch als Chef des Kirchenvorstandes, 500 Taler aus der Kirchenkasse beizusteuern. - Wieviel sind 500 Taler? Ein Bauer, dem die Scheune abgebrannt war, borgte sich für den Neubau 700 Taler. Eine Kirche war gewiss mehr als doppelt so teuer! Auch wenn man von den beteiligten Handwerkern Discountpreise erwartete, schließlich war die Mitarbeit an einem Kirchbau eine 1a Empfehlung.

Verflossene Mode

"Man gab der Kirche innerlich ein neues Gewand - alles wurde weiß und mattgrün gestrichen, auch die buntbemalten Bergleute wurden mit Weiß überzogen ... so bekam alles eine passende, schöne und dem Auge wohltuende Farbe"

lobt ein damaliger Chronist die Renovierung der Marienberger Stadtkirche.

Es war wohl noch nicht genug Geld vorhanden, als man mit bauen anfing. Wenige Monate später marschierten die Preußen in Sachsen ein und forderten umfangreiche Kriegstribute. Bald wurde aus dem reichen Sachsen ein armes Sachsen, denn der König verteidigte sein Land nicht, sondern sperrte sich selbst in sein Staatsgefängnis Königstein ein. In Krumhermersdorf stockte der Bau.

Zu Beginn des Jahres 1757 kam Bauer Hans George Uhlmann mit seinem neunten Kind: Anna Rosina soll es heißen! in die neue Kirche, der immer noch der Turm fehlte. Auch sonst wirkte sie noch etwas unfertig, denn es gab nicht ein einziges Bild darin. Pfarrer Wehner allerdings meinte, das sei jetzt modern so, die Engel und bunten Bergleute hätten die Leute nur vom Beten und Zuhören abgelenkt. Naja, der Herr Pfarrer muss es ja wissen ...

Wer war überhaupt Johann Georg? Nun, er war der Stammvater einer langen Reihe von Bauern in Krumhermersdorf, deren vorletzter Nachkomme die Autorin dieser Seiten, Christine Doerffel ist. Und Anna Rosina? Deren Kinder heirateten fort aus dem Ort, nach Gahlenz und Lugau, und der vorletzte Nachkomme ist der Autor dieser Seiten, Hermann Doerffel aus Leipzig. Solch weitläufige Verwandtschaft soll erstmal einer nachmachen!


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Eine Gruft im Kirchfußboden
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Der Friedhof
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