Berggeschrei!
Reichste Silberfunde in Schneeberg!
Scharen von Leuten graben das Gebirge um!

Berggeschrei hießen die Sensationsnachrichten von allerreichsten Erzfunden 1168 bei Freiberg. Dem Markgrafen Otto hatte dieses Silbererz zum Beiname Der Reiche verholfen. Es war aber auch mancher einfache Bergmann steinreich geworden, und Freiberg galt lange als eine der wohlhabendsten Städte.

Markgraf Friedrich der Streitbare - geboren 1370 - erreichte mit seiner "Streitbarkeit" mancherlei:

Nach Freiberger Bergrecht mußte Silbererz an den Landesherrn verkauft werden, der es ausschmelzen und zu Münzen prägen ließ. Über anderes Erz konnte der Grubeneigentümer selbst verfügen.
Das alles brauchte einen klugen Kopf, und natürlich Geld! Deshalb förderte Friedrich mehr als alle anderen Markgrafen vor ihm den Silberbergbau im Gebirge, der bis dahin vor allem in Freiberg stattfand.

Nun liest man ja immer mal als erste Nennung Zschopauer Bergbaus die Jahreszahl 1293. Tatsächlich existiert eine Urkunde aus diesem Jahr: Anarch von Waldenburg bestätigt, daß er dem Kloster Nimbschen (bei Grimma) den Bergzehnt aus der Herrschaft Wolkenstein schenkte. - Damals gehörte jedoch Krumhermersdorf über Rauenstein zu Schellenberg, so daß diese Urkunde kein Bergwerk auf dem Gelände unseres Ortes betreffen konnte: Es ist nicht anzunehmen, daß die Schellenberger ihren Feinden, den Waldenburgern, auf ihrem Gebiet solche Rechte eingeräumt hätten.

Daß der Schriftsteller und Chronist Petrus Albinus 1589 unabhängig davon ebenfalls die Jahreszahlen 1395 bis 1400 nenne als Beginn des Zschopauer Bergbaus, ist nicht wahr. Er schreibt: "Der Geyersche Bergbau als ein Silber-, Kupfer- und Zinnbergwerk, soll um die Jahre 1395 bis 1400 begonnen worden sein."
Erst nachdem auch Krumhermersdorf Waldenburgischer Besitz geworden war (1323?), war überhaupt die Voraussetzung gegeben, daß Krumhermersdorfer Bergbau von Zschopau aus verwaltet werden konnte. Doch in der Aufzählung Waldenburgischer Bergstädte taucht Zschopau 1377 noch nicht auf, erst 1407 wird es darunter genannt. Man kann daher annehmen, daß in dieser Zeit der Zschopauer (Krumhermersdorfer) Bergbau begann.

Anmerkung: Mit allem Bergbau ist hier nur der auf Silber gemeint. Solchen auf Eisen soll es bereits lange vorher und sehr verbreitet gegeben haben, doch war er unbedeutend.

Eine Menge Rechte und Pflichten sind schon 1377/1407 für die Bergwerke festgelegt. Doch das Berggeschrei war das noch lange nicht. In der Regel war der Besitzer des Bergwerks auch Bergmann (Eigenlehner), und ging mit viel Fleiß und Ausdauer seiner Arbeit nach, die ihm nicht mehr einbrachte als anderen Handwerkern. Doch wer sucht, der findet! Gegen 1470 ging es von Mund zu Mund, unerhört reiche Erzgänge hatte man in der Schneeberger Gegend gefunden. Von überall her kamen Leute, sich ein Feld abzustecken und zu graben. Wer zu spät kam, den bestrafte das Leben ... er mußte halt woanders sein Glück versuchen. Und das taten auch genügend Leute!

Wahrscheinlich hatte es den bisherigen Eigenlehnern nur an Kapital gefehlt - sonst hätte ja keiner deren Bergwerke gekauft. Bei solcher Konjunkturlage!
Zwei reiche Zschopauer kamen 1478 zum Bergmeister und ließen sich die Krumhermersdorfer Bergwerke zuschreiben. Sicher gingen sie davon aus, daß man nur genug Kapital daranwenden müsse, um eine Goldgrube draus zu machen, also lohnende Mengen Silbererz zu finden. 1493 wird vom Kurfürst selbst nochmals bestätigt, welche Rechte und Pflichten der Zschopauer (Krumhermersdorfer) Bergbau mit sich bringt. Viel Verwirrung war um diese beiden Urkunden bisher in allen Büchern!

Folgendes wurde 1493 festgelegt:

Das Abbaurecht bekommen die (neuen) Eigentümer der unten genannten drei Gruben. Wer sonst noch Bergbau betreiben will, muß sich dieses Recht von jenen erkaufen.
Von 1493 an wird für sechs Jahre die Vergünstigung "Münzfreiheit" gewährt, das heißt, in dieser Zeit kann das Silbererz meistbietend verkauft werden. Danach ist es gegen Festpreise im kurfürstlichen Münzamt abzuliefern. Arbeitet ein Bergwerk mit Verlust, hat innerhalb von 14 Tagen nach Bekanntmachung der Jahresabrechnung jeder Eigentümer seinen Anteil dazuzuzahlen (Zubuße). Wer das nicht tut, verliert sein Eigentum am Bergwerk an die Stadt Zschopau. Für ein Haus und die Bergwerksverzimmerung bekommen die Eigentümer Holz vom kurfürstlichen Förster. Damit diese Rechte gelten, müssen immer einige Gruben in Betrieb sein. Und zwar:

Die reichen Erzfunde 1492 bei (später) Annaberg und 1519 bei (später) Marienberg werden Bergleute und Bergwerksbesitzer beflügelt haben. Doch nachdem die Jahre und Jahrzehnte immer nur höchst durchschnittlichen Ertrag brachten, ja sicher auch Jahre mit Verlust abzuschließen waren, da stieg wohl ein Teilhaber nach dem anderen aus. Die Krumhermersdorfer Bergwerke wurden zu "Commun-Zechen", also Zschopauer städtischen Bergwerken. In kleinstem Umfang wurden sie von der Stadt weiterbetrieben, um den Titel Bergstadt zu behalten. Erst nach 1700 kam es zu einer erneuten Blüte des hiesigen Bergbaus - dazu später.

Von Krumhermersdorf war eigentlich bei alledem nie viel die Rede. Grundherr, Erbrichter und Bauern durften höchstens ab und zu nicken bei einer Anordnung von oben. Sie mußten den Bergbau dulden, waren nicht am Ertrag beteiligt, und nur der Eigentümer des Bodens erhielt eine Abfindung für den Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche. Natürlich konnte ein jeder Krumhermersdorfer Mitglied einer Bergbaugesellschaft werden. Wenn er Geld dazu hatte. Und wenn gerade Kapital gebraucht wurde oder Anteile (Kuxe) zum Verkauf standen. Ahnung brauchte er nicht unbedingt zu haben ... Aber welcher Bauer hatte schon Geld übrig! Vor allem dafür!!

Wer Bergbau treibt und spielt im Schach,
seh sich wohl vor und tu gemach ...

C+H Doerffel
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