bekommt eine
Kirche

Die Kirche im Dorf -
war da nicht vielleicht ein Bedürfnis der Bauern nach Schutz vor den Mächten der Finsternis? Nach einem Zentrum christlicher Werte im Dorf?

Die Kirche behauptete das. Doch die Zeitzeugen sehen es anders: Die Kirche stand damals unter heftiger Kritik aus allen Schichten der Bevölkerung wegen Machtgier, Heuchelei, Verschwendung, gar politischem Mord! Jede Menge religiöse Strömungen entstanden, die es besser machen wollten; statt das als Anlaß zu Selbstkritik und Reformen zu nutzen, wurden deren Anhänger scharf verfolgt und massenweise umgebracht. Erinnert sei an Kreuzzüge, Ketzerverfolgung, Hexenverbrennungen ...
Gute Vorstellungen zu damaligen Verhältnissen geben beispielsweise die Filme "Der Name der Rose" oder "Cautio Criminalis" (nach den gleichnamigen Büchern), oder das bekannte Dekamerone von Boccaccio.

Das 14. Jahrhundert ging aufs Ende zu - vielleicht schrieb man 1380 oder 1390. Der letzte Krieg (der gegen den Raubritter von Schellenberg) lag ein halbes Jahrhundert zurück. Den Bauern ging es zu gut, fand die kirchliche Obrigkeit, und sie würden übermütig. Würden sich unfrommen Sekten zuwenden, die die heilige Mutter Kirche zu kritisieren wagten! Da half nur Eins: Jedes auch nur einigermaßen bedeutende Dorf mußte eine eigene Kirche bekommen.

Nein, nicht geschenkt, bewahre! Den Bau, Pfarrhaus, Kirchfeld und den Pfarrer mußten die Dorfbewohner schon selbst bezahlen ... Wann genau war das? Da ist aus jener Zeit noch ein Portal an der Westseite des Kirchenhauptraums erhalten, das datierte man auf das "Ende des 14. Jahrhunderts". .

Man nannte das später gotischen Baustil; damals war er schon nicht mehr ganz modern ...

Die typischen Merkmale hießen:

Doch mußte man wohl einige Kompromisse eingehen zwischen den Idealvorstellungen eines himmelwärts strebenden, lichtdurchfluteten Gewölbes einerseits und andererseits nüchtern-praktischen Pfarrersvorstellungen und dem Geldbeutel der Gemeinde.

Wenn man nämlich liest, der Maler habe beim Vorrichten und Neubemalen der Kanzel Kerzen gebraucht, kann man an große Fenster nicht so recht glauben. Und auch das mit der großen Säule gestützte Gewölbe legt nicht gerade den Gedanken an schlanke, zarte, himmelwärts strebende Architektur nahe. - Eine reine Wehrkirche (wie in Lauterbach oder Großrückerswalde) war sie andererseits aber wahrscheinlich auch nicht, denn solche entstanden erst nach den Hussitenkriegen (1420...30).

Zum genannten Alter der Kirche paßt auch das Alter der Sauglocke. Es heißt, "sie soll in einer Abteilung des Staatsforstes, die heute noch Kirchhofflügel heißt, von einem Schweinehirten gefunden worden sein. Deshalb führt sie im Volksmund den Namen Sauglocke." - Diese Glocke ist die größte der drei Krumhermersdorfer Kirchenglocken. Inschrift trägt sie keine, auch kaum Verzierungen, und ihre Oberfläche ist rauh; nach Meinung von Experten ist das durch damals noch ungenügend entwickelte Gießtechnologie bedingt. Erst gegen 1900 kam diese romantische Geschichte auf, deren Quellen wohl nicht mehr zu finden sein werden.

Es hieß immer, 350 Jahre habe diese Kirche existiert. Reiche Silbererzfunde im Dorf erlebte sie, und einen betrunkenen Pfarrer, die Reformation, Schmalkaldischen Krieg (der leider nicht auf Schmalkalden beschränkt war), dann war es Zeit, gründlich zu bauen. Entstand damals eine ganz neue Kirche? Oder war es nur eine gründliche Reparatur? Es wird nicht mehr zu ergründen sein.


  Berthelsdorf
Die 2. Kirche
Die heutige Kirche
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